Kommoden und Anrichten
Kommoden
Die Kommode geht ursprünglich auf die einfache Holztruhe zurück, die neben Tisch und Sessel einer der ersten von Menschen „erfundenen“ Möbel war.
Man baute Truhen um Waffen, Kleidung und diversen wertvollen Hausrat unterzubringen. Die Truhen standen immer am Boden, meistens vor einer Wand. Das bedeutete, dass sie oft der Feuchtigkeit ausgesetzt waren, was schlecht für das Holz und die drinnen untergebrachten Gegenstände war. Auch der Holzwurm konnte sich in dieser feuchten Umgebung schnell vermehren, zumal fast immer, wegen der einfachen Verarbeitung, Weichhölzer verwendet wurden. Aus diesem Grund sind Truhen aus der Zeit vor dem Mittelalter nur selten erhalten geblieben. Man findet immer wieder gotische Truhen, sie tragen aber meistens starke Spuren von Wurmbefall.
Mit der Zeit begann man an Truhen Schnitzereien anzubringen und so wurde es mit der Zeit ein nicht nur nützliches, sondern auch künstlerisch wertvolles Möbel. Ihren Höhepunkt erreichte der Bau von Truhen in der Renaissance. Man hat sie bereits meistens aus Nuss oder Eiche gefertigt, reich geschnitzt und oft aufwendig bemalt. Zu diesem Zeitpunkt hat Italien die großartigsten Möbel hervorgebracht, die als Vorbilder ganz Europa dienten.
Um es vor Feuchtigkeit zu schützen, stellte man die Truhen auf kurze Beine. Den Inhalt, der übereinander lag herauszunehmen war aber immer noch mühsam, da man vorher alles, was auf der Truhe lag, entfernen musste. So wurde aus der Truhe eine klassische Kommode, ein Möbel mit fixem Deckel, dafür aber mit mehreren Laden. In dieser Form werden sie bis heute gebaut, inzwischen sind auch Exemplare mit Flügel-, bzw. Schiebetüren bekannt. Parallel dazu wurden auch, insbesondere in der Renaissance, Anrichten gebaut die vorwiegend für Geschirr verwendet wurden.
Wirklich populär sind mit Laden versehene Kommoden erst seit der Hälfte des XVII-Jahrhunderts geworden. In der Zeit von Louis XIV sind sie bereits zu den Hauptmöbel des Raumes erhoben.
Während sie in einfacher Ausführung in jeder sozialen Schicht ankamen, weil sie vor allem praktisch waren, wurden sie in Schlössern und Palästen zu Kunstwerken stilisiert. Eine Kommode, wie sie Louis XIV für seine Prunkräume in Versailles bestellte, konnte mehr kosten als ein Zinshaus. Bis zur Fertigstellung musste der König bis zu 2 Jahre warten.
Mit der Zeit änderten sich die Stilrichtungen und Moden, statt einem unpraktischen, markierten Top wurden immer öfter Platten aus Marmor verwendet. Obwohl seit der zweiten Hälfte des XVII Jahrhundert Frankreich zum stilbestimmenden Land wurde, haben sich in diversen europäischen Ländern (Italien, England, Holland, Schweden, Schweiz, Deutschland, um die wichtigsten zu nennen) unterschiedliche Stilvarianten entwickelt und ihre eigenen Meister-Ebenisten hervorgebracht.
Die eindeutige Dominanz Frankreichs im Möbelbau überdauerte mehrere Epochen, die sich über mehr als 2 Jahrhunderte erstreckten. Diese Epochen des Möbelbaus werden nach dem jeweiligen herrschenden König oder nach dem damals herrschenden politischen System benannt.
So erkennen wir heute auf Grund der typischen Stilmerkmale:
- Louis XIV Kommoden, die noch der Spät-Renaissance zuzuordnen sind
- Regence Kommoden die bereits unter „Barock“ fallen
- Louis XV Kommoden, im Stil, der in Italien und Mitteleuropa „Roccoco“ genannt wird
- Transition Kommoden, die den Übergang zwischen Louis XV und Louis XVI markieren
- Louis XVI Kommoden, auch als Früh-Klassizistisch bezeichnet werden
- Directoire Kommoden, entstanden nach der franz. Revolution 1789 und waren auffallend schlicht.
- Consulat Kommoden, um 1800-1805, nach dem Napoleon Bonaparte Erster Konsul wurde
- Empire Kommoden, aus der Zeit von Kaiser Napoleon Bonaparte
- Louis Philippe Kommoden, aus der Zeit als „Biedermeier“ in Mitteleuropa zum aktuellen Stil wurde.
- Napoleon III Kommoden, holen sich Vorbilder aus allen vergangenen Epochen und kopieren sie einfach, oder mischen sie zu einem eklektischen Ganzen.
Eine genauere Beschreibung der diversen Stile finden sie in unserem BLOG.